Ecclesia und Synagoga – Gottesdienst zum Israelsonntag 2023

Am Sonntag, dem 13. August 2023, luden Wolfgang Elias Dorr als jüdischer Vertreter und Pfarrerin Antje Müller zur gemeinsamen interreligiösen Gottesdienstfeier in die Friedenskirche Friedrichssegen ein.

Der elfte Sonntag nach Pfingsten ist der Israelsonntag, an dem das Verhältnis von Christen und Juden im Vordergrund steht. Der Israelsonntag wird schon seit dem 16. Jahrhundert begangen, wenn auch inzwischen mit anderem Ziel. Für Christen ging es lange um die Mission, also darum, Juden vom Christentum zu überzeugen. Für jüdische Gläubige hatte der Israelsonntag mit seiner zeitlichen Nähe zum Tischa beAv, dem Gedächtnis der Tempelzerstörung, trauernde und erinnernde Bedeutung. Mit dem Holocaust und dem Eingeständnis der eigenen Schuld der evangelischen Kirche Deutschlands an der Shoah, dem millionenfachen Mord an jüdischen Mitbürgern im Dritten Reich, kam es zu einem Umdenken. Heute wird am Israelsonntag der Blick besonders auf die Gemeinsamkeiten des jüdischen und christlichen Glaubens gelenkt.

Daher nutzte Pfarrerin Müller in ihrer Predigt zur Verdeutlichung des veränderten Verhältnisses ein Bild von einer Skulptur des Künstlers Joshua Koffman. Diese zeigt die allegorischen Figuren der christlichen Ecclesia und der jüdischen Synagoga nun auf Augenhöhe und stellt damit den gleichberechtigten und gewaltlosen echten Dialog dar. Unter der Leitfrage „Woher kommen wir, was ist unsere Heimat?“ wies sie darauf hin, dass der Glaube an den einen Gott nicht nur Juden und Christen vereine, sondern mit Abraham als gemeinsamem Stammvater auch die Muslime dazugerechnet werden können. Auch die Zehn Gebote bzw. deren inhaltliche Parallelen im Koran haben universellen Rang.

Synagoga and Ecclesia in Our Time (2015) Bronze sculpture by Joshua Koffman. Commissioned by Saint Joseph’s University to mark the 50 th anniversary of Nostra Aetate (photograph by and courtesy of Melissa Kelly / melissakelly.com). Quelle: https://www.researchgate.net/figure/Synagoga-and-Ecclesia-in-Our-Time-2015-Bronze-sculpture-by-Joshua-Koffman-Commissioned_fig7_307531777

Liturgisch unterstrich Wolfgang Elias Dorr die Gemeinsamkeiten der Religionen durch das Vortragen grundlegender Texte, Gebete und Fürbitten wie die alttestamentliche Lesung zu 1. Mose 12,1-8, d. i. die Weisung Gottes an Abraham „Du sollst ein Segen sein“, das Vater unser und den Segen in jeweils zwei Sprachen.

Musikalisch begleiteten Hannelore Syre an der Orgel sowie Angela Gönemann und Christine Münch den Gottesdienst.

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